In fünf Tagen von Flensburg bis Hamburg auf dem Ochsenweg
1. Tag: Von Flensburg nach Schleswig, ca. 40 km
2. Tag: Von Schleswig nach Rendsburg, ca. 50 km
3. Tag: Von Rendsburg nach Itzehoe, ca. 70 km
4. Tag: Von Itzehoe nach Heist, ca. 55 km
5. Tag: Von Heist nach Hamburg (HBF), ca. 42 km
Unsere Tour startete eigentlich in Klanxbüll. Von Sylt kommend fuhren wir mit dem Zug dorthin. Wir folgten zunächst - nachdem wir das Emil-Nolde-Museum bei Niebüll besucht hatten - dem Grenzweg, der zwischen deutscher und dänischer Grenze im Zickzack verläuft und dann der Nordsee-Ostsee-Verbindung bis nach Flensburg. Wir übernachteten in Süderlügum und überquerten die grüne Grenze von Dänemark nach Deutschland kurz vor Flensburg bei Padborg.
|
Ein Grenzübertritt Dänemark -Deutschland |
Der Ochsenweg auf der deutschen Seite der Grenze setzt den dänischen Heerweg fort. Warum heißt der Radweg Ochsenweg?
|
Eine Zeichnung von privat an einer Infotafel auf dem Ochsenweg |
Über viele Jahrhunderte (1350 bis 1860) wurden große Herden von Ochsen aus Dänemark und aus Schleswig den Weg entlang bis nach Wedel und darüberhinaus getrieben. In Wedel - dort endet der Ochsenweg - wurden die Ochsen auf einem großen Markt verkauft, über die Elbe transportiert und weiter Richtung Süden in die "deutschen" Städte geführt.
Der Weg als Handelsroute besteht schon seit der Bronzezeit. Im Mittelalter war der Weg auch eine wichtige Pilgerroute. In Kriegszeiten wurde er von Heerzügen in beide Himmelsrichtungen genutzt.
Der Ochsenweg ist nach unserer gefahrenen Route ca. 260 km lang. Man fährt auf weitgehend autofreien Straßen, durch schöne Landschaften Schleswig-Holsteins und besucht interessante und auch wenig aufregende Städte.
|
Landschaft südlich von Flensburg |
Einziges Manko ist in manchen Regionen etwas geringe Beschilderung mit dem Symbol des Ochsenweges. Dem einfachen Fahrradsymbol kann man nicht immer folgen, denn der Ochsenweg wird von anderen Routen gekreuzt. Eine Karte oder ein Radführer sind also empfehlenswert.
|
In einigen Dörfern zeigen große Holzhörner den Verlauf des historischen Ochsenweges |
Tag 1: Von Flensburg nach Schleswig
Von der Nordsee kommend übernachteten wir in Flensburg.
Nachdem wir morgens noch einen Blick in zwei Kirchen
Flensburgs geworfen hatten, folgten wir bei idealem Reisewetter der guten Beschilderung aus der Stadt
heraus.
|
Yachthafen von Flensburg |
Wir besichtigten St. Johannis, im Stil der Feldsteinkirchen
erbaut, die kleineste und älteste der drei erhalten gebliebenen Hauptkirchen.
Sehenswert ist das aus dem 15. Jhd. stammende spätgotische Deckengewölbe mit
Fresken, gestaltet wie ein Garten Eden.
|
Deckengewölbe St. Johannis in Flensburg |
Des Weiteren besuchten wir St. Nikolai - am Ende der
Fußgängerzone - Kirche von 1390 mit
Bronzetaufe (15. Jhd.), Kanzel (16. Jhd.) und Renaissance-Orgel.
Die Fahrradstrecke verläuft südlich von Flensburg am
Martinstift vorbei, dann über Jarplund. Nach dem nächsten Dorf Munkwolstrup
machten wir einen Halt. Dort wird seit einigen Jahren eines der
größten archäologischen Denkmäler Schleswig-Holsteins rekonstruiert.
Wir parkten auf dem überdimensionierten Parkplatz
(Fahrradständern) am unbetreuten Dokumentationszentrum Arnkielpark. Hier wird
man über Infotafeln über die jungsteinzeitlichen Steingräber informiert. Vom
Infocenter aus quert man die Straße und kann ein rekonstruiertes Großsteingrab
bewundern. Länge der Gräber bis zu 75 Meter.
|
Rekonstruiertes Großsteingrab |
Weiter ging es links abbiegend an der Bundesstraße 76 entlang, rechts
in den Ort Oeversee, (verpasst hatten wir den Weg am Sankelmarker-See
entlang). Landschaftlich sehr schön ging es über Süderschmedeby nach
Sieverstedt. In dem von einem Freundeskreis des Ortes betriebenen Freibades
machten wir eine Pause am Kiosk. Ausnahmsweise gab es einmal Pommes, die
wirklich gut schmeckten.
Weiter über Sieverstedt. Am Wegesrand Grabhügel aus der
Bronzezeit. Nach Poppholz führte der Weg in einen Wald (am Schild fuhren wir
zunächst vorbei). Wir folgten Waldwegen und einen schmalen Pfad durch den
Forst. Besichtigung eines Jagdsteines (alte Markierung eines Jagdgebietes).
|
Grenzstein eines Jagdgebietes |
In
Idstedt hielten wir uns nicht weiter auf (historisch interessantes Gebiet, hier
eine der Schlachtplätze des deutsch-dänischen Krieges von 1850). Stattdessen
suchten wir etwas abseits des Ochsenweges nach der „Räuberhöhle“, einem
Ganggrab aus der Jungsteinzeit. Nach längerem Suchen fanden wir es wenige Meter
von einer stark befahrenen Straße entfernt.
|
Idstedter Räuberhöhle |
Nach der "Räuberhöhle" hatten wir in wenigen Kilometern
Schleswig erreicht. Ein kombiniertes Mittags-Abendessen nahmen wir in einer
Seitengasse der Fußgängerzone in einem vietnamesischen Lokal ein. Wir führten
eine nette Unterhaltung mit dem Besitzer (aus Berlin) und seinem Sohn.
|
Altstadtgasse in Schleswig |
|
St. Johannis-Kloster und Klostergarten |
In Schleswig nahmen wir Quartier in einem B&B in der
Nähe des Doms (Buchung per Telefon über den guten Service der
Touristeninformation).
Spaziergang durch die Altstadt (pittoreske
Fischerhäuser) zum St. Johannis-Kloster. Besichtigung des interessanten
Klostergartens, abendlicher Spaziergang zum Hafen und durch die leergefegte Fußgängerzone.
|
Schlei, Hafen und der Schleswiger Dom |
Am Morgen Besichtigung des Doms, der sich (2019) in einer
Renovierungsphase befindet (eingerüstet außen, zugehängt innen). Sehenswert der geschnitzte
Altar von 1521 und das Renaissance-Grabmal eines Dänenkönigs.
|
Detail des Schnitzaltars von 1521 |
2. Tag: Von Schleswig nach Rendsburg, ca. 50 km
Bei nieseligem Wetter und nach der Besichtigung des Doms widmeten wir uns ausführlich den Schleswig-Holsteiner Landesmuseen (Werke vom Mittelalter bis zur Neuzeit sowie archäologisches Landesmuseum). In den Museen könnte man Stunden verbringen.
|
Renaissance-Gemälde aus der Sammlung |
Wir schafften noch die Ausstellung einer Sammlung von Kunst der 20-ger Jahre (Weimar) und besuchten im Anschluss den barocken "Neuwerk-Garten" (Terrassengarten nach italienischem Vorbild) und den berühmten begehbaren Globus.
|
Nachbau des historischen Globus |
Mitte des 17. Jahrhunderts war der Globus eines der fortschrittlichen naturwissenschaftlich-technischen Modelle. Er wurde rekonstruiert und mit neuester Technik versehen. Außen ist die historische Weltkarte aufgezeichnet. Im Innern des Globus kann man mit 10 Personen sitzen. Bei geschlossener Tür werden der Sternenhimmel und die Sternzeichen auf das Kugelinnere projiziert. Trotz des relativ hohen Eintrittspreises eine lohnende Erfahrung.
|
Blick vom Globushaus auf den "Neuwerk-Garten" |
|
Ca. 10 Personen können in dem Globus sitzen |
Unsere Tour begannen wir so erst gegen 15 Uhr. Der Weg war diesmal schlechter beschildert. Wir folgten zwar den Fahrradzeichen, wobei sich herausstellte, dass sie nicht zum Ochsenweg gehörten. Bei Dannewerk verloren wir die Route und erlangten sie erst bei Kropp wieder.
|
Kirche in Kropp |
Dort Kaffee und Kuchen. Nach Kropp verloren wir den Weg wieder. Den angeblich sandigen Verlauf des Ochsenweges ließen wir links liegen und folgten stattdessen den straßenbegleitenden Radweg nach Tetenhusen.
|
Überall in der Landschaft Windkraftanlagen |
Durch den Wald nach Lohe-Förden, vor Fockbek erneut verfahren und in einer Sackgasse bei einem Bundeswehrflugplatz gelandet. Die Wachleute halfen uns bei der Orientierung. Der Weg ging dann am Fockbeker See und an der Eider entlang und schon waren wir in der Innenstadt von Rendsburg. Aufgrund des unfreundlichen Wetters und der vorgeschrittenen Zeit suchten wir gleich das Hotel auf und schauten uns erst am nächsten Tag Rendsburg ein bisschen näher an.
|
Hier endete die Straße - Mal wieder verfahren |
3. Tag: Von Rendsburg nach Itzehoe (ca. 70 km)
Morgens folgten wir der sog. blauen Linie durch die Stadt. Ein Infoblatt informierte uns über wesentliches zu historischen Häusern und Plätzen.
|
Stadtteich in Rendsburg |
|
Historischer Brunnen auf dem Markt in Rendsburg |
|
Kranich im Stadtteich |
Vom Paradeplatz in Rendsburg starteten wir in Richtung Nord-Ostsee-Kanal.
|
Der Paradeplatz in Rendsburg |
Mit dem Aufzug geht es nach unten, man folgt einer Untertunnelung, fährt mit dem Aufzug wieder nach oben und ist auf der anderen Seite des Kanals in Westerrönfeld.
|
Blick auf Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg |
|
Ausschnitt aus der Info-Tafel zum Nord-Ostsee-Kanal |
|
Auf Betonwegen durch die Landschaft - nach Jevenstedt |
Weiter ging es über Jevenstedt nach Hohenwestedt. Mitten auf dem Feld erwischte uns starker Regen. Dank der guten Packtaschen und Plastikbezüge blieb alles trocken.
|
Ochsenweg-Denkmal in Hohenwestedt |
Wir machten eine längere Rast in der Bäckerei in Hohenwestedt. Es ging weiter autofrei über Plattenwege durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Abwechslungsreiche Nutzung und nicht nur Monokultur Mais.
|
Viele Touren führen über den Ochsenweg |
|
Schöne Fahrradwege |
Über Pleissen und Ridders fuhren wir in einen Wald und überquerten einen klaren, durch die Wiesen verlaufenden Bach die Randzau. In dem sauberen Wasser haben sich durch Renaturalisierungsmaßnahmen Neunaugen (Fische) wieder angesiedelt.
|
Im Bachtal der Randzau |
Über Hohenlockstedt, Winseldorf, Oelixdorf erreichten wir Itzehoe.
Zuletzt folgten wir einem straßenbegleitendem Radweg.
Abends Essen in der Fußgängerzone in einem italienischem Restaurant.
|
Badesee in Hohenlockstedt |
4. Tag: Von Itzehoe nach Heist, ca. 55 km
Morgens erhielten wir einen sehr kompetenten Einblick in die Stadt- und Kirchengeschichte von Itzehoe.
|
Im Zentrum von Itzehoe |
In der St. Laurenti-Kirche informierte uns ein Kirchenbetreuer über den großen Stadtbrand, der nichts überließ als einige Reste eines Kreuzganges, der sich an der Seite der Kirche befindet.
|
Reste des Kreuzganges des ehemaligen Klosters in Itzehoe |
Interessant der Bereich in der Kirche auf der Empore, der nur den adeligen Damen vorbehalten war.
|
Die Stör bei Itzehoe |
Weiterfahrt an dem Fluß Stör entlang, über Münsterdorf, kurzer Fotohalt am Schloss Breitenburg, entlang der Kreidegruben bei Lügerdorf.
|
Schloss Breitenburg |
Mehrere Kilometer ging es auf dem Radweg an einer Bundesstraße entlang. In Elmshorn machten wir eine Rast im Stadtpark und tranken einen Kaffee in einer Bäckerei in der Fußgängerzone.
|
Im Zentrum von Elsholm |
Im Bikeline-Radtourenbuch wird für einen Abstecher in die Liether Grube geworben. Dem folgten wir. Die Fahrräder stellten wir zu Beginn der Grube ab und spazierten bis auf den Grubengrund. Zu sehen gibt es geologisch interessante Steinformationen mit Roten Tonsalzen und Zechsteinkalken. Viele seltene Pflanzen habe sich in der Grube angesiedelt. Sehenswert!
|
In der Liehter Grube |
Weiter ging es nach Uetersen. Wir fuhren durch die Fußgängerzone und (verbotenerweise) durch das Rosarium. Dort fand gerade eine Hochzeitsfeier statt.
|
Brunnen in der Fußgängerzone von Uetersen |
|
Das Rosarium von Uetersen |
Nachdem wir in die falsche Richtung gestartet waren, wollten wir nach diesem Umweg unser Ziel schnell erreichen. Wir folgten der Bundesstraße (B431) nach Heist, wo wir ein Zimmer in einem Hotel vorgebucht hatten.
5. Tag: Von Heist nach Hamburg (HBF), ca. 42 km
Nach dem Frühstück ging die Fahrt über Holm und die Holmer-Sandberge nach Wedel.
|
Pferde sind ein häufiger Anblick |
In der Kirche lud man uns ein, die neue Dachkonstruktion, die als Atelier genutzt wird, zu bewundern.
|
Im Turm der Wedeler Kirche |
Im Heimatmuseum informierten uns über interessant gestaltete Tafeln über die Geschichte des Ortes Wedel.
|
Das 50-ger Jahre Zimmer im Heimatmuseum Wedel |
Wedel war der Ort, in dem im Mittelalter der bedeutendste Ochsenmarkt stattfand. Unter dem "Roland" wurde der Handel vollzogen. Die Ochsen wurden anschließend über die Elbe transportiert.
|
Der "Roland" von Wedel am Marktplatz |
Da wir früh in der Hamburger-City sein wollten, fuhren wir direkt zur Elbe.
|
Der Elbstrand |
Direkt an der Elbe entlang verläuft der Elb-Radweg. Dem Weg folgend hatten wir nach ca. 2 Stunden die Innenstadt von Hamburg erreicht.
Wir gönnten uns noch zwei Nächte in Hamburg und besuchten u.a. die "Wunderwelten" (Miniaturlandschaften, sehr empfehlenswert) und die Elbphilarmonie (Aussichtsplattform).
|
Sehenswert: Die Hamburger Speicherstadt |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen