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Montag, 17. August 2015

Mit dem Fahrrad am Main entlang: Von Bayreuth bis Aschaffenburg 2015


So idyllisch fließt der Main - kurz nach seinem Zusammenfluß

Vorbemerkungen:
Unsere Tour machten wir zu zweit im August 2015. Der Mainradweg ist perfekt ausgeschildert und sehr einfach zu fahren. Literatur und Informationen im Internet zum Radweg gibt es reichlich u.a. von bikeline.
Von der Quelle zur Mündung (von Ost nach West) geht die Strecke häufig sanft bergab, jedoch ist immer mit einem leichten Gegenwind zu rechnen. Überall am Wege gibt es Hotels, Pensionen und Campingplätze. Wir führten Zelt und Schlafsäcke mit, hätten aber  darauf verzichten können, da das Angebot an Unterkünften reichlich ist (Zelten ist natürlich vom Preis her günstiger).
Wir fuhren an 10 Fahrradreisetagen ca. 480 Kilometer, das macht einen Durchschnitt von 48 km am Tag. Also eher gemütlich!
Wir nahmen uns Zeit für Besichtigungen in Städten, von Kirchen und Museen und nutzten Möglichkeiten schwimmen zu gehen.
In Bamberg und Aschaffenburg blieben wir jeweils zwei Nächte, dies war sehr lohnenswert.
Wir starteten unsere Fahrradtour in der Nähe der Quelle des Roten Main bei Bayreuth. Man kann auch an der Quelle des Weißen Main bei Bad Berneck starten.


Gut ausgebaute Wege / Weinberge und Kapelle (bei Volkach) 

Tag 1: Anreise von Berlin nach Pegnitz

Von Berlin-Südkreuz aus und fuhren wir mit verschiedenen Regionalzügen über Wittenberg, Leipzig, Gera, Hof nach Pegnitz (in der Nähe von Creußen, denn dort ist die Quelle des Roten Main). Bei der Fahrradmitnahme in Regionalzügen ist keine Reservierung möglich.
In Pegnitz hatten wir ein Zimmer im Hotel vorgebucht, das zur Raststätte Fränkische Schweiz gehört. Abends im kleinen Pegnitz in einem Wirtshaus auf einer Terrasse in der Einkaufsstraße gegessen.
Blick auf Creußen

Tag 2 : Von Pegnitz zur Rotmainquelle bei Creußen und über Bayreuth nach Kulmbach, ca. 70 km

Auf Fahrradwegen neben einer Bundesstraße ging es zunächst weitgehend bergab bis nach Creußen (ca. 10 km).  Bummel durch den alten auf einem Hügel gelegenen Stadtkern. Gut ausgeschildert war der Weg zur Mainquelle. Dabei ging es etwas bergauf, zuletzt durch ein Waldgebiet.


Bald ist die Quelle erreicht!
Rast bei der Quelle, frisches Wasser gefasst, dann ging es flott wieder bergab. Unterwegs gaben wir einem Radfahrer Pannenhilfe. 
In Bayreuth direkt zum Festspielhaus (das wollte ich schon immer einmal sehen). Bei großer Hitze im kleinen Park beim Festspielhaus pausiert und die frei zugängliche Ausstellung des Umgang des Wagner-Clans (vor allem Cosima) mit jüdischen Künstlern angeschaut (sehenswert!). Die Innenstadt besuchten wir nur kurz, denn es war dort brütend heiß. Das Opernhaus hätten wir gerne gesehen, war aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.


Das Festspielhaus in Bayreuth

Weiter ging es in Richtung Kulmbach. Vor Kulmbach verließen wir den Radweg, der direkt auf einer Landstaße verlief, um ein Restaurant zu suchen. Hitze! Orientiert an der Karte im Radführer ging es hügelig weiter, was bei der Wärme sehr anstrengend war. Bald erreichten wir den Mainzusammenfluß, die Stelle an der der Weiße Main und der Rote Main zusammenfließen. Der nahe See war wegen Rotalgen nicht zugänglich - schade!



Hier fließen bei Kulmbach der Rote und der Weiße Main zusammen.

Nach Bezug des Hotelszimmer in Kulmbach, Stadtbummel und Essen in der City. 
Marktplatz in Kulmbach

Tag 3 : Von Kulmbach nach Lichtenfels, ca. 33 km

Morgens haben wir zunächst die Zinnfiguren-Ausstellung in der Plassenburg, die oberhalb der Stadt liegt, besucht.  Auch die ständige Ausstellung über die Geschichte der Stadt fand unser Interesse sowie eine gruselige Ausstellung über Hexen, Geister und Horrorgestalten.


Der Innenhof der Plassenburg in Kulmbach
Ein Einblick in eines der vielen tollen Zinnfiguren-Panoramen 

Wieder ein heißer Tag, an dem wir erst gegen Mittag unsere Radtour fortsetzten. Vom Hotel aus war der Weg durch das Industriegebiet von Kulmbach nicht einfach zu finden. Ein freundliche Radfahrer wies uns den Weg Richtung Lichtenfels. Nach wenigen Kilometern verläuft der Weg am Freibad von Mainleus vorbei. Da konnten wir nicht nein sagen und setzten unsere Fahrt erst nach 16 Uhr fort.
Vor Lichtenfels steuerten wir den Campingplatz in Mainnähe an (Oberwallenstadt). Wir zelteten direkt an einem Seitenarm des Main und erfrischten uns in dem nahe gelegenen See (oder ist es sogar ein Arm des Main?) - perfekt! 


Badesee bei Lichtenfels
Nicht weit entfernt ein gutes Restaurant mit Biergarten. Es gab Spätzle und Salat und erfrischendes Weizen mit und ohne Alkohol.

Tag 4 und 5 : Von Lichtenfels nach Bamberg, ca. 42 km / ein Tag in Bamberg

Selbstorganisiertes Frühstück am Marktplatz in Lichtenfels nach dem Schwimmen im See und dem Abbau des Zeltes. 
Ein altes Stadttor in Lichtenfels
Wieder ein heißer Tag.  Nach Lichtenfels erklommen wir aber dennoch den Berg zur Wallfahrtsbasilika Vierzehnheilige. 
Und so wirbt die Stadt Lichtenfels für die Basilika: 


Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ist ein architektonischer Höhepunkt im Obermaingebiet und gilt als der künstlerisch gelungenste Sakralbau des deutschen Barock. Die weltberühmte Basilika liegt unmittelbar neben Lichtenfels und ist ein Meisterwerk von Balthasar Neumann, einem der größten Baumeister Europas.

Der Notheilige Dionysius (mit dem Kopf in der Hand)
Zweimal stürzten wir uns noch auf unserem Weg nach Bamberg in Baggerseen. Wir fuhren durch ein weites trockenes Tal (seit Wochen kein Regen mehr) mit wenigen verstreut liegenden Dörfern und vielen Baustellen, an denen die neue ICE-Strecke gebaut wurde. Mittagstisch in einer Dorfkneipe in Zapfendorf. 
Unser Hotel in Bamberg lag etwas oberhalb der Altstadt. Zunächst half das Handy (google-maps), dann fanden wir die Beschilderung zum Hotel.
Schön war es in Bamberg am Abend. Das Kellerbier schmeckte nach dieser Tageshitze besonders gut. Wir ließen uns durch die schön ausgeleuchteten historischen Gebäude und den italienischen Flair begeistern.
Das alte Rathaus von Bamberg
Am nächsten Tag nahmen wir an einer abwechslungsreichen und interessanten Stadtführung teil. 
Unter anderem besichtigten wir den Bamberger Dom und bestaunten den Bamberger Reiter.


Der berühmte Bamberger Reiter
Gegen Abend Lesen und Schreiben (Reisetagebuch) auf dem Michaelsberg, angenehm ruhig oberhalb der Stadt (Die Kirche ist noch wegen Renovierung geschlossen). In der City fanden Jazz- und Blueskonzerte statt. Wir erwischten einen Tisch in der Nähe einer Bühne und freuten uns über die Musik und auch über den Regen, der ein wenig Abkühlung brachte. 

Durch Bamberg fließen die Regnitz und der Main-Donau-Kanal

Tag 6 : Von Bamberg nach Schweinfurt / Waigoldshausen, ca. 75 km

An diesem Tag haben wir Freunde, die an der Mainstrecke wohnen, besucht.
Der Weg nach Waigoldshausen, ein Dorf das ca. 12 Kilometer hinter Schweinfurt liegt, führte uns auf schöner Strecke über Haßfurt oft direkt am Main entlang.
Nach Schweinfurt ging es über flaches Land, entlang von Feldern bei kräftigem Wind, mit Blick auf das jüngst abgeschaltete Atomkraftwerk.


So sehen sie fast idyllisch aus: Die Türme des Akws Grafenrheinfelds
Waigoldshausen glänzt  mit einer innovativen und neuen katholischen Kirche (sehr sehenswert!) und gastfreundlichen Menschen.
Der neue Kirchenanbau von Waigoldshausen

Tag 7 : Von Waigoldshausen nach Dettelbach, ca 45 km

Am Morgen  Erkundung der Innenstadt von Schweinfurt mit unseren beiden ortskundigen Stadtführern bei leichtem Nieselregen.
Imposant war das Museum "Georg Schäfer" und die Kunsthalle Schweinfurt im ehemaligen öffentlichem Bad der Stadt.

In einer Gasse in Schweinfurt 


Die Strecke unserer nächsten 5 Tage: Schweinfurt, Dettelbach, Würzburg, Karlstadt und Marktheidenfels
Unsere Nachmittagstour begannen wir in Waigolshausen bei leichtem Nieselregen, der aber bald nachließ.  In Wipfeld wechselten wir mit einer Fähre auf die rechte Mainseite. Wir fuhren durch das Fränkische Weinland: Überall Weinberge und viele pittoreske Weindörfer. Besonders hübsch fanden wir Volkach und die Dörfer Nordheim und Sommerach an der Mainschleife. Wir übernachteten in Dettelbach im Gasthaus. 

Tag 8 : Von Dettelbach nach Würzburg, ca. 45 km

Am nächsten Morgen stellten wir an Markus Fahrrad Speichenbruch fest. Wir fuhren noch ein paar Kilometer bis nach Kitzingen und hatten das Glück, das die umfangreiche Reparatur bei einem versierten Fahrradhändler gleich gemacht werden konnte (neues Hinterrad). 
In der Zeit guckten wir uns Kitzingen an (die Alte Mainbrücke, Fußgängerzone mit Fachwerkhäusern, Ausstellung im Alten Rathaus zu dem bekannten Graphiker Richard Rother und seinen volkstümlichen Arbeiten und seine Verstrickungen in der Nazi-Zeit - sehr interessant). 


Kitzingen - Alte Mainbrücke
Später radelten wir dem Mainradweg folgend an der Richard Rother Realschule vorbei und wunderten uns, dass eine Schule nach einem Künstler benannt wird, der fest hinter der Nazi-Ideologie stand und antisemitische sowie kriegsverherrlichende Arbeiten erstellt hat. Abends in Würzburg bei der Recherche im Internet, fanden wir den erst sechs Wochen alten Beschluss der Gremien der Realschule - auch aufgrund der Erkenntnisse durch die Ausstellung - den Namen Richard Rother ablegen zu wollen.
Unsere Tour ging weiter über Sulzfeld, Marktbreit (eindrucksvolles Altstadtensemble) und Ochsenfurt. Bei Nieselregen machten wir eine Pause im Zentrum von Ochsenfurt.


Historische Gebäude in Marktbreit

Aufgrund des trüben Wetters fuhren wir die 20 km bis Würzburg recht zügig ohne weiteren Halt.
Spät abends bummelten wir noch durch die menschenleere Innenstadt von Würzburg.

Tag 9: Von Würzburg nach Karlstadt (ca. 28 km)

Am Morgen besichtigten wir die Würzburger Residenz und staunten über das wunderbare Denkgemälde des italienischen Malers Tiepolo, die prachtvollen Räume des barocken Schlosses und den schönen Schlossgarten.

Die Würzburger Residenz
Wir flanierten über die Alte Mainbrücke und wanderten bergan in Richtung der Festung Marienberg. Auch schon auf halbem Wege hatte man eine wunderbare Sicht auf die Stadt und ihre Türme.
Wir verliessen Würzburg erst am späten Nachmittag. 

Würzburg
Eine angenehme Wegstrecke führte uns in Mainnähe über kleine Dörfer bis nach Karlstadt. Wir zweifelten zunächst, ob wir auf dem Platz direkt am Main campen sollten. Aber das Angebot des freundlichen Platzwarts das beheizte Freibad mitbenutzen zu können, überzeugte uns. Bei Sonnenuntergang plantschen wir in den großzügigen Schwimmbecken und das  Essen in der schönen Fußgängerzone mit altem Fachwerkhausbestand schmeckte auch vorzüglich.

Schwimmbad-Historie im Freibad von Karlstadt

Tag 10: Von Karlstadt nach Marktheidenfeld (ca. 48 km)

An diesem Tag fuhren wir durch  schöne Landschaften, immer in Mainnähe und häufig mit Blick auf Bergzüge und Wälder (Spessart). Das Wetter war perfekt - angenehm warm. Eine erste Rast machten wir am Marktplatz von Gemünden. Dort sammelten sich Radfahrer vieler Mittel- und Langstrecken (z.B. durch den Spessart oder die Rhön). Wir fuhren weiter ins hübsche Lohr am Main und verputzten dort unser Früchtemüsli vor dem Spessartmuseum. Die sehenswerte Altstadt mit Bauwerken der Gotik und Renaissance hielten wir in zahlreichen Fotos fest. Das Märchen von Schneewittchen (siehe Foto) soll aus der Gegend stammen; eine Tafel in der Fußgängerzone informiert über die historische Überlieferung.


Schloss aus dem 14. Jhd. und zugleich Spessartmuseum in Lohr
Über Pflochsbach, Erlach und Zimmern (mit Blick auf die Burg Rothenfels) erreichten wir Markheidenfeld. Wir bezogen ein Zimmer in einer Pension am Markt.

Mainbrücke in Marktheidenfeld und der Autor dieses blogs

Tag: 11: Von Marktheidenfeld nach Miltenberg (ca. 56 km)

Kurz nach Markheidenfeld stoppten wir im kleinen Homburg,  schoben den Weg zum Schloss hoch und entdeckten die Burkardsgruft in einer Grotte im Burgberg. 
Am frühen Mittag waren wir schon in Wertheim (hier startet der beliebte Radweg: Schönes Taubertal). Es waren viele Radfahrer in großen Gruppen in der Fußgängerzone. Wir besuchten eine Ausstellung in der Kirche und verzichteten auf den Aufstieg zur Burgruine, weil wir vor Jahren schon dort gewesen waren. 
Etwas kompliziert (zu geringe Beschilderung) war es hinter Wertheim, die Fortsetzung des Mainradweges zu finden.  


Wertheim
Die Strecke verlief über Hasloch, Faulbach, Freudenberg nach Miltenberg. Sehr schön - die letzten Kilometer vor Miltenberg ging es durch ein Naturschutzgebiet. 
In Miltenberg zelteten wir direkt bei der Mainbrücke. Abends Sonnenuntergang in der historischen Altstadt, interessanter Aufstieg zur Burg, fantastischer Blick über die Stadt und den Main. 


Blick von der Mildenburg auf Miltenberg
Und was man wohl in Miltenberg nicht versäumen darf: Ein oder zwei Biere aus der städtischen Brauerei in der Gaststätte im Riesen.


Tag 12: Von Miltenberg nach Aschaffenburg, ca. 40 km / ein Tag in Aschaffenburg

Der Tag begann mit einem aufmerksam servierten Frühstück in einem Cafe in der Fußgängerzone. Gut gestärkt setzten wir unsere Tour über Klingenberg (kurzer Aufenthalt in der historischen Altstadt) und Obernberg fort. Da das Wetter zum Baden einlud und die Strecke bis Aschaffenburg nicht weit war, machten wir eine ausgiebige Schwimm- und Lesepause an einem Badesee bei Niedernberg.
In Aschaffenburg lotste uns eine nette Radfahrerin bis zu unserem Hotel an der Würzburger Straße. 


Schloss Johannisburg an einem Sommerabend

In der Abenddämmerung erlebten wir eine schöne Stimmung am Schloss Johannisburg und im Park am Pompejanum (bis der Wärter uns um 21 Uhr herausschickte).
Aschaffenburg gefiel uns gut: Wir besuchten die Ausstellungen im Schloss (toll die Modelle der römischen Antike aus Kork und die Portraits von Christian Schad) und das Pompejanum.


Dieses Modell des Colosseums ist aus Kork
Wir fuhren durch einen Teil des stadtnahen Landschaftsparks Schöntal, spazierten durch den kurz vor der Stadt liegenden Landschaftsgarten Schönbusch, besuchten die Stiftsbasilika St. Peter und Alexander sowie eine Ausstellung in der Kunsthalle Jesuitenkirche mit informativer Führung.

Tag 13: Mit dem Zug von Aschaffenburg nach Berlin

Am späten Sonntagnachmittag fuhren wir über Hanau mit dem IC nach Berlin zurück. Die Stellplätze im Zug hatten wir ca. 6 Wochen vorher reserviert.


Im ältesten Landschaftsgarten Deutschlands im englischen Stil in Aschaffenburg


Autor dieses blogs: Michael Bannach / Berlin 2015





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