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Sonntag, 17. August 2014

Weser-Radweg: von Kassel nach Bremen im August 2014

Vorbemerkungen:


Der Weserradweg ist wunderbar ausgeschildert, führt zumeist direkt an der Weser entlang und hält sich weitgehend vom Autoverkehr fern. Es gibt viele Informationsbroschüren und Bücher zum Weg mit Fahrvarianten sowie  Vorschlägen zu Abstechern in die Umgebung (z. B. von bikeline, Bruckmann Radführer (Weser-Radweg) oder vom Tourismusverband Weserbergland (kann man online bestellen). 
An Unterkünften in Hotels und Pensionen bestand kein Mangel, man kann auch an vielen Stellen an der Weser auf Campingplätzen zelten.
Der Radweg ist sehr gut befahrbar, es gibt kaum Steigungen, beliebt auch bei Familien und älteren Radlern. Entgegen unserer Befürchtungen sich nur in Gruppen fortbewegen zu müssen, waren wir auch ganze Abschnitte alleine unterwegs.


Uns persönlich hat der Weg entlang der Oberweser etwas besser gefallen, aufgrund der hügeligen Landschaft und der  "Attraktionen" in den Städtchen, aber das ist Geschmacksache.
Insgesamt waren wir von der abwechslungsreichen Landschaft und den Sehenswürdigkeiten positiv überrascht - auch in Deutschland kann man immer wieder interessante Orte und Landschaften entdecken.
Aus zeitlichen Gründen beendeten wir unsere Tour in  Bremen, der Weserradweg verläuft weiter bis nach Cuxhaven an der Nordsee.
Wir - zwei Männer um die 50 - sind im Schnitt täglich um die 55 km gefahren; wir sind keine Kilometerfresser. Uns ist der Wechsel zwischen sportlicher Betätigung, das Erleben der Landschaften und der oft zu kurze Einblick in die kulturellen Besonderheiten der Dörfer und Städtchen wichtig.
Wir sind den Weg von Süden nach Norden gefahren, so führen auch die meisten Radführer. Für die Strecke von Kassel nach Bremen benötigten wir mit dem Rad 7 Tage. Wir blieben nach der Ankunft von Berlin eine Nacht in Kassel und zwei Nächte in Bremen.


Tag 1 : Von Kassel nach Oberweser (53 km)


Am Vortag sind wir mit dem Zug von Berlin nach Kassel gefahren. Wir übernachteten privat.


Die Fulda in Kassel

Start war am Morgen in der Kasseler Innenstadt. Entlang dieses idyllischen Fulda-Abschnitts fuhren wir Richtung Hannoversch Münden. Dort Besichtigung der mittelalterlichen Stadt (Fachwerkhäuser, imposantes Rathausportal, Werra-Brücke, Haus des Doktor Eisenbart). 
Plastik Dr Eisenbart
Besuch des Wesersteins: Beim Zusammenfluss von Fulda und Werra beginnt die Weser (siehe Foto). Hier ist der Beginn des Weserradweges.
Wir fuhren auf der linken Weserseite Richtung Oberweser. Angenehme Abkühlung fanden wir im Freibad bei Reinhardshagen mit Blick auf den Reinhardswald.
Übernachtung in Oberweser beim Lindenwirt.

Wo Fulda sich und Werra küssen...



Tag 2: Von Oberweser nach Höxter über Bad Karlshafen (44 km)

Bei Oberweser wechselten wir auf die rechte Weserseite (Fahrt am Waldrand entlang) und blieben dort bis Bad Karlshafen. In Bad Karlshafen (Stadt gegründet 1699 vom Landgraf von Hessen für die vertriebenen französischen Hugenotten, mit historischem Hafenbecken) hätten wir fast das Hugenotten-Museum besichtigt, blieben aber an den antiquarischen Büchern hängen, die kistenweise zum Kauf angeboten wurden.
Bei großer Hitze ging es weiter auf der rechten Weserseite vorbei an Beverungen und Fürstenberg bis nach Höxter. Dort haben wir das Zelt auf dem Platz des Rudervereins aufgebaut und Abkühlung im Freibad gesucht.
Abends Rad-Bummel durch die historische Innenstadt und gutes Essen in einer angesagten Gaststätte bei leichtem Regenschauer.

Innenstadt von Höxter


Tag 3: Von Höxter nach Hameln über Bodenwerder (65 km)

Morgens fuhren wir zum Kloster Corvey kurz hinter Höxter. Dort besichtigten wir die Stiftskirche (siehe Foto) und das Klostergelände.

Der älteste heute noch erhaltene Bauteil ist das Westwerk, das als eigenständiger Bauteil der ehemaligen Klosterkirche im Westen vorgelagert wurde. Als Dreiturmanlage wurde dieses karolingische Westwerk im 9. Jahrhundert mit zwei Fassadentürmen und einem mittleren quadratischen Turm erbaut. Im 12. Jahrhundert fand der Umbau zu einer Doppelturmfassade statt. 
 Die hoch aufragende Westfront besteht aus zwei Flankentürmen und einem Mittelbau mit einem risalitartigen Erker in der Mitte. Dort ist eine Inschriftentafel aus der Gründungszeit angebracht. Die Inschrift lautet: Herr, umgib diese Stadt und lass deine Engel Wächter ihrer Mauern sein.
 

In Holzminden fuhren wir durch die Innenstadt und schnupperten in der "Stadt der Düfte" an einigen Duftstelen. Eine kurze Rast machten wir bei der Weserfähre mit Blick auf die Burg Polle. In Bodenwerder kamen wir gerade noch rechtzeitig um  ein Foto mit der Münchhausen-Spielgruppe machen zu lassen und das Münchhausen Museum zu besichtigen (siehe Foto). Interessiert hörten wir den unwahrscheinlichen Münchhausen-Geschichten des Museumsführers zu. 

Nach einem Eis in der Fußgängerzone ging es an diesem Sonntagabend noch weiter bis nach Hameln. Per Telefon hatten wir von Bodenwerder aus ein Zimmer im Hotel Forum reserviert. Abends in Hameln Einkehr beim Italiener aus Andria und Bummel durch die fast menschenleere Fußgängerzone.


Tag 4: Von Hameln nach Vlotho (49 km)


Um 10.30 Uhr begann bei der Tourismus-Information in Hameln eine Stadtführung durch die Fußgängerzone und Altstadt. Die Stadtführerin wies auf die Besonderheiten der Stadtgeschichte und der Fachwerkarchitektur hin (Weserrenaissance). Natürlich fehlte beim Weg durch die Stadt nicht das Rattenfängerhaus im  Weserrenaissance-Stil mit der historischen Inschrift, die den Beginn der Rattenfängersage kennzeichnet (siehe Foto).

                                    Das Foto zeigt die Rattenfängerplastik vor dem neuen Rathaus.


Von Hameln ging es weiter über Fischbeck (Klosterkirche war geschlossen) über Hessisch Oldendorf nach Rinteln. Nach einem erfrischendem Bad im modernen Freibad von Rinteln Rad-Bummel durch die hübsche Innenstadt von Rinteln (siehe Foto). 

Marktplatz in Rinteln

Anschließend ging es weiter Richtung Vlotho. Wir beendeten den Reisetag kurz vor Vlotho bei Borlefzen auf dem städtischen Campingplatz (einer von drei Plätzen). Das Zelt haben wir direkt an einem kleinen See aufgebaut. Abends schwammen wir im herrlich weichen Wasser des Sees (siehe Foto).

                             

                             
Marktplatz von Vlotho
     

Tag 5: Von Vlotho nach Stolzenau (ca. 60 km)

Frühstück in einer Bäckerei bei Vlotho. Nach kurzer Visite der Fachwerk-Altstadt (siehe Foto oben) fuhren wir weiter an der Weser entlang. Ohne Abstecher nach Bad Oeynhausen war bald die Porta Westfalica am Berghang zu sehen (siehe Foto). 


In Minden Raderkundung der Altstadt, Einkauf und weiter zum Wasserstraßenkreuz, wo der Mittellandkanal auf die Weser trifft. Hier haben wir ein Schild übersehen und sind auf einer Großbaustelle gelandet (Bau einer zweiten Schachtschleuse). Faszinierend war der Brückentrog, in dem der Mittellandkanal in einer Länge von 371 Metern und 24 Meter Breite über die Weser geführt wird. An der Schachtschleuse wurde gerade ein Boot von der Weser zum Kanal gehoben. 
Weiter ging es über Petershagen und dem historischen Scheunenviertel in Schlüsselburg (siehe Foto) nach Stolzenau. Dort Übernachtung im Hotel Burgmannshof. Abends leckeres Essen im Garten des Hotels und Gang durch die Altstadt mit imposantem - weil in sich gedrehten - Kirchturm.

                           

Tag 6: Von Stolzenau nach Eitzendorf (zwischen Hoya und Verden) (ca. 65 km)
Von Stolzenau fuhren wir weiter nach Landesbergen (kurzer Abstecher zur Hochzeitsmühle). Vorbei am historischen Scheunenviertel von Estorf weiter nach Nienburg. Bummel über den Wochenmarkt und die nette Altstadt. Wir machten unsere tägliche Rast mit Früchtemüsli im Park am Weiher von Nienburg. 


Spargelbauern-Plastik am Markt von Nienburg


Weiter ging es an der Weser entlang bis nach Bücken (siehe Foto). 




Dort besichtigten wir den Bückener Dom u.a. mit dem eindrucksvollen Triumpfkreuz (um 1200) und dem spätgotischen Schnitzaltar (um 1510). 





In einem nahen Cafe erfuhren wir etwas über die Interessen und die Politik, die mit dem Verlauf von Radwegen verbunden sind. Wenn sich die Verläufe von Radwege ändern (wie in Bücken geplant), dann können am Weg gelegene Restaurants, Hotels etc. ihr Geschäft aufgeben. - Uns sind kleine Umwege (von der Weser weg) lieber, wenn sie uns zu kulturell interessanten Orten führen, als immer schnurgerade am Fluss entlang zu rasen. 
Wir fuhren weiter durch Hoya und durch Wiesen und Felder - wie immer gut beschildert - zum Alveser See. Dort auf dem ersten Campingplatz schlugen wir unser Zelt auf. Am gemeinsamen Tisch tauschten wir Wein und Informationen zu weiteren Radtouren mit zwei Fahrradreisenden vom Rhein. 


Tag 7: Von Eitzendorf über Verden nach Bremen (ca. 62 km)

Morgens erwachten wir bei Regen. Ein einfaches Frühstück gab es auf dem Campingplatz und eine ausgiebige Lektüre der örtlichen Zeitung bis der Regen nachgelassen hatte. Die Strecke nach Verden an der Aller führte durch flaches Gelände häufig in der Nähe einer Bundesstraße.  In Verden an der Aller (siehe Foto mit Aller) schauten wir uns eine Kirche und den Dom an und aßen in der Fußgängerzone zu Mittag.




Von Verden aus ging es dann sehr zügig in Richtung Bremen auf der rechten Weserseite. Kurz vor der Innenstadt goß es wie aus Eimern und die Blätter des Baumes unter den wir uns gestellt hatten, boten auch keinen Schutz mehr. Zum Glück kam später die Sonne hervor und wir erreichten einigermaßen trocken das Zentrum.
Im Hotel in der Nähe der Böttchergasse angekommen, trockneten wir erst einmal unser Zelt, das wir morgens feucht einpacken mussten. Dann ging es in das nahe gelegene Zentrum mit dem Roland, dem Bremer Rathaus und dem Denkmal der Bremer Stadtmusikanten.


Abends beim Bummel durch die Böttchergasse lernten wir zwei weitere Fahrradfahrer kennen, denen wir auf der Tour ein paar Mal begegnet waren. Spontan entwickelte sich ein Gespräch und wir verbrachten den Abend am Biertisch in anregender Unterhaltung miteinander. 

Tag 8: Stadterkundung in Bremen

In Bremen gibt es viel zu sehen, da lohnt es sich einen Tag für die Erkundung der Stadt einzuplanen. Wir entschieden uns für das Rathaus (historischer Saal), den Dom mit Turm, das Übersee-Museum, den Bürger-Park und das Schnoorviertel. Am nächsten Tag reichte die Zeit noch für einen Gang über die Wallanlagen (siehe Foto). 

Auch dieses Foto ist in Bremen aufgenommen und nicht in den Niederlanden: historische Mühle am Stadtgraben in den Wallanlagen.