Vorbemerkung:
Das Folgende ist kein Reisebericht, sondern soll eine Hilfe für alle diejenigen darstellen, die eine Fahrradtour durch Apulien planen. Wir unternahmen unsere Tour im April 2014.
Allgemeine Informationen zu unserer Radreise:
- Wir - zwei Männer um die 50 - fahren auch im Alltag viel Rad und haben unsere Stadträder per Flugzeug von Berlin-Tegel aus nach Italien mitgenommen.
- Unsere Radstrecken betrugen während der Tour zwischen 25 km und 65 km.
- Die Strecke in Apulien (italienisch, Puglia) ist nicht nur flach wie im Reiseführer dargestellt. In einigen Bereichen geht es bergauf und -ab. Teilweise hatten wir starken Gegenwind (vor allem ganz im Süden), der uns ganz schön gefordert hat.
- Fahrradwege gibt es nur sehr wenige. Manche sind vor Jahren angelegt worden und werden nicht gepflegt, sodass man den Weg verlieren kann.
- Als Karte hatten wir die Apulienkarte von Michelin (1:200000) und den Reiseführer Apulien vom M. Müller Verlag (empfehlenswert). Die Route haben wir uns mit Hilfe der organisierten Touren, die im Internet angeboten werden und mit Hilfe der Karte und des Reiseführers zusammen gestellt.
- Unsere Tour fand in den Berliner-Osterferien statt (Mitte April 2014). Wir hatten einige Tage mit zwischenzeitlich starkem Regen und waren sehr froh, die Reise nicht zu eng geplant zu haben (ganztägige Stadtbesichtigungen in Matera, Gallipoli und Lecce).
- Ein Anorak mit Kapuze (wir hatten keine Regenhosen) und lange Hosen zum Wechseln nach dem Regen waren wichtige Gepäckstücke.
- Unser Gepäck bestand aus jeweils zwei Fahrradtaschen und einer Umhängetasche bzw. einem Rucksack mittlerer Größe (pro Person etwas über 10 Kilo).
- Wir haben die ersten drei Zimmer (Hotel sowie bed & breakfast) vorgebucht.
-Vor Ort haben wir übers Internet - es gab überall W-lan - meistens für den nächsten Tag gebucht. Um Ostern herum scheint es mit Unterkünften in Apulien kein Problem zu sein, so dass man auch vor Ort noch Zimmer finden könnte.
Die Fahrt hat uns insgesamt viel Spaß gemacht. Schön war die Abwechslung von Natur- und Kulturerleben und die sportliche Betätigung. Die Italiener waren aufgeschlossen, freundlich und teilweise großzügig.
Der Verlauf der Reise:
Tag 1: Von Bari bis Giovinazzo (ca. 10 km)Unser Flug ging von Berlin nach Bari mit Air-Berlin.
Die Räder haben wir mit Folie (kleine Luftkissen) eingepackt, Pedalen abgeschraubt und Lenker gedreht.
Probleme gab es mit dem großen Fahrrad mit Lenkeranbauten, die passten zunächst nicht durch die Sicherheitsschleuse. Es musste noch einmal geschraubt, gelöst und gerüttelt werden, dann ging es doch durch den Kasten (zum Glück hatten wir das entsprechende Werkzeug dabei).
Unsere vier Fahrradtaschen packten wir in einen großen festen Plastiksack und haben damit nur ein Gepäckstück aufgegeben.
Vom Flughafen Bari aus sind wir zum Vorort Palese gefahren und von da weiter an der Adria entlang Richtung Norden nach Giovinazzo.
Das Hotel hatten wir vorgebucht, Essen gab es in einer netten Pizzeria, die Altstadt war am Abend stimmungsvoll beleuchtet.
Tag 2: Von Giovinazzo bis Trani (ca. 25 km)
Am zweiten Tag, einem Sonntag, fuhren wir gemütlich über Molfetta und Bisceglie immer in Meeresnähe weiter nach Trani (tolle Altstadt mit eindrucksvoller Kathedrale).
Tag 3: Von Trani nach Ruvo di Puglia (ca. 50 km)
Am dritten Tag besichtigten wir Castel del monte. Auf einer Nebenstraße zur P 130, der P 13 über Andria, dann die S 170 - mit starkem Anstieg zum Schluss - zur Burg des Staufenkaisers Friedrich II. Ausgiebige Rast bei tollem Rundblick in die Landschaft bis zur Adria und Besichtigung des Castels (für Geometriefans ein Muss).
Weiterfahrt nach Ruvo di Puglia durch blühende Landschaften auf wenig befahrenen Landstraßen (P 234).
Das b&b hatten wir bereits von Deutschland aus vorgebucht. In der kleinen Altstadt waren die Vorbereitungen für die Osterprozession in vollem Gange.
Tag 4: Von Ruvo nach Matera (ca. 46 km)
Von Ruvo aus sind wir auf wenig befahrenen Landstraßen (P151), weiter in Richtung Gravina in Puglia gefahren (P137). In Gravina haben wir auf einem Platz Mittagspause gemacht, uns die Altstadt angesehen und Fotos von den verlassenen Höhlen unterhalb der Stadt geschossen.
Weiter Richtung Matera (Kalabrien) über die P 53. Die Fahrt war zeitweise etwas unangenehm, da viele Autos an uns vorbei rasten.
Originelle Unterkunft in einem Gewölbe im Sassi unterhalb der Altstadt von Matera. Auch bei trübem Wetter war Matera am Abend sehr stimmungsvoll (siehe Foto).
Tag 5: Ein Tag in Matera
Absolut lohnenswert war der Aufenthalt in Matera. Die Stadt hat sehr viel an eindrucksvollen Szenerien (die Lage auf einem Felsen) zu bieten, imposante Felsenkirchen, ehemalig bewohnte Höhlenwohnungen, wobei wir uns an diesem Tag fast nur auf die beiden Sassis (ehemalige Armenviertel, siehe Foto) beschränkt haben.
Tag: 6: Von Matera nach Alberobello (ca. 55 km)
Von Matera ging es zunächst steil abwärts durch Felder, Wiesen, kleine Siedlungen bis nach Gioia del Colle (Straße P 51). Nach starkem Regen, Seitenwind und kalter Witterung wärmten wir uns in einem Café in Gioia auf. Dem Tipp eines Einheimischen folgend fuhren wir über Putignano (Straße P 106), das wir nur streiften, weiter auf einer stärker befahrenen Straße (mit Randstreifen) nach Alberobello (Straße S172).
Nachdem wir uns trockene Kleidung in unserem b&b angezogen hatten, besuchten wir die Trulli-Siedlung in der Ortsmitte. Pittoreske Eindrücke bei aufgeklärtem Himmel. (siehe Foto).
Tag 7: Von Alberobello über Martinafranca nach Ostuni (ca. 45 km)
Das schöne Istria-Tal mit seinen Gärten, blühenden Obstbäumen, kleinen Felder und der berühmten Trulli-Architektur durchradelten wir bei bedecktem Himmel (siehe Foto). Aber es gab einen gut ausgeschilderten Radweg (P 58 - nur von wenigen Autos befahren) bis nach Martina Franca. Nach der Besichtigung der sehenswerten Altstadt (u.a. barocke Kathedrale) fuhren wir einen Stück des gekommenen Weges zurück und weiter einen Radweg ins Bergstädtchen Locorotondo. Auch von dort führte ein Radweg durch eine abwechslungsreiche Landschaft weiter nach Cisternino. Von dort eine stärker befahrene Straße nach Ostuni (P17).
Tag 8: Von Ostuni über Francavilla Fontana nach Manduria (ca. 45 km)
Am Morgen ein Spaziergang durch die schöne Altstadt von Ostuni, die auch einen längeren Besuch verdiente (siehe Foto). Von Ostuni fuhren wir eine relativ stark befahrene Landstraße durch Olivenbaum-Anlagen nach Francavilla (Straße P 28). In der Mittagszeit war die Altstadt wie leergefegt und beeindruckte uns durch schöne Plätze und eine imposante Kathedrale. Weiter nach Oria folgten wir einem Radweg. Leider nur wenige Kilometer bis zu diesem schönen Städtchen auf dem Berg (Kathedrale und Burg). An einer sehr stark befahrenen Straße rasten die Wagen an uns Richtung Manduria vorbei (P 97). Übernachtung außerhalb von Manduria.
Tag 9: Von Manduria nach Gallipoli (ca. 65 km)
Nach einer Besichtigung des archäologischen Parks www.parcoarcheologico-manduria.it (Stadtmauerreste und Gräber (1200!) der Messapier auf riesigem Gelände) radelten wir zur Küste zum Örtchen San Pietro in Bevagna (Straße P 137). Bei starkem Gegenwind ging es die wenig befahrene Küstenstraße (es war Ostersonntag) über Torre Colimena, Porto Cesaro nach Gallipoli. Wir verpassten den Abzweig zur Küstenstraße, nachdem die P 286 einen Bogen ins Inland macht und fuhren mit viel Autoverkehr umständlich zunächst ins Inland und dann wieder zur Küste zurück. Der Küstenabschnitt, den wir umfuhren, soll übrigens sehr sehenswert sein.
Unser tolles Zimmer in der Altstadt und die lebendigen Altstadtgassen auf der Landzunge entschädigten uns von dem sehr anstrengenden Fahrradtag.
Tag 10: Ein Tag in Gallipoli
Unseren Muskeln und Knochen tat dieser Tag gut. Wir konnten bei frühlingshafter Sonne in der Nähe des kleinen Strandes sitzen, durch die Gassen schlendern, barocke Kirchen besichtigen und im alten Ölmühlen-Museum über das Leben in der Stadt vor einigen Jahrzehnten staunen (als die Stadt Öl für Lampen in alle Welt verschiffte). - Bei weniger Zeit reichen auch ein paar Stunden um die Altstadt zu erkunden.
Tag 11: Von Gallipoli nach Marina di Leuca (ca. 50 km)
Wir folgten dem Verlauf der wenig befahrenen Küstenstraße. Bei Torre San Giovanni wechselten wir auf den etwas abenteuerlichen aber interessanten, ausgeschilderten Fahrradweg durch ein Naturschutzgebiet (siehe Foto), der bei Torre Mozza endete. Hier fuhren wir wieder auf der Küstenstraße (P 91, P 214) nach Leuca.
Abends Spaziergang zum Hafen und zur Kathedrale (an katholischer Kirche ist in Italien nicht herumzukommen).
Tag 12: Von Marina di Leuca nach Otranto (ca. 52 km)
Über eine Küstenstraße, die auf und ab führte und uns schöne Ausblicke auf die Felsküste ermöglichte, fuhren wir über Castro, Santa Cesarea Terme nach Otranto. Aufgrund der etwas verwirrenden Beschilderung (manchmal ist die Durchfahrt für Autos durch die Städte nicht möglich, das gilt aber nicht für Anwohner und Radfahrer) lernten wir die Küste vor Otranto nicht kennen, sondern den Marktplatz von Uggiano del Chiesa :-). Unsere schöne Unterkunft in Otranto hatten wir auf dem Land, abends begeisterte uns das Flair in der perfekt restaurierten Altstadt von Otranto. (sehenswert u.a. das gigantische Fußbodenmosaik aus dem 12. Jahrhundert in der Kathedrale von Otranto, siehe Foto).
Tag 13: Von Otranto nach Lecce (ca. 63 km)
Weniger spektakulär als der vorige Streckenabschnitt war die Küstenstraße in Richtung San Cataldo und dann ins Inland nach Lecce. Rast in Torre dell' Orso am Strand. Ungefähr 15 km vor San Cataldo beginnt ein Naturschutzgebiet des WWF, das man mit dem Fahrrad (siehe Foto) durchfahren kann (für Autos verboten). Hier kann man auch einen kurzen Abstecher zu Fuß in das Waldgebiet machen und Vögel in ihren Brutgebieten beobachten.
Die Straße nach Lecce (P 364) war für Radfahrer wenig geeignet, da starker Autoverkehr. Ein Fahrradweg war zwar ausgewiesen, wir verloren nach mehreren Versuchen die Spur und nahmen dann doch die Hauptstraße.
Tag 14: Ein Tag in Lecce
In der Barockmetropole des Südens gab es viel zu besichtigen: eine Kathedrale, einen Dom, viele Kirchen, ein Amphitheater, schöne Plätze, interessante Altstadtgassen, originelle Geschäfte etc.
Tag 15: Mit dem Zug von Lecce nach Bari-Palese und Rückflug nach Berlin
Viele Züge fahren von Lecce nach Bari. Wir nahmen einen Regionalzug (11 € pro Person). Es gab genügend Fahrradaufhängevorrichtungen und der Transport war (verwunderlicherweise) kostenlos. Vom Bahnhof Palese aus, erinnerten wir uns an den Weg zum Flughafen und schafften den Weg - mit nur einem Umweg (ca. 20 Minuten).
Die Fahrräder gaben wir wieder mit abgeschraubter Pedale, gedrehtem Lenker und in Plastik eingewickelt ab. Wie das Durchleuchten geschah, war uns nicht einsichtig. Die Luft musste nach Bestimmungen des Flughafens herausgelassen werden, teilte uns dann später die Stewardess mit.
Im Anschluss an unsere Reise habe ich noch einen Roman gelesen, der sich mit der Erforschung der Stauferburgen in Süditalien vor Beginn des ersten Weltkrieges beschäftigt. Eine lohnenswerte Lektüre mit Castel del Monte- und Berlin-Bezug ("Das Sandkorn" von Christoph Poschenrieder im Diogenes Verlag).
Ich freue mich über Kommentare! Danke.